Wegsperren? Niemals! Refugees welcome.
Der Umgang mit den sogenannten unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen treibt mich um. Aber nicht nur mich. Die Forderung, auffällige junge Flüchtlinge einzuknasten, kam von der SPD. Vom Bürgermeister Jens Böhrnsen persönlich. Ein populistisches und ungeheuerliches Wahlkampfmanöver. Um Wählerschichten rechts der SPD ruhig zu stellen. Für die Sozialarbeiter_innen und die etablierten freien Träger dieser Stadt war das eine schallende Ohrfeige. Denn wir haben seit 30 Jahren ein Konzept der mobilen Betreuung, das sich um Jugendliche kümmert, die aufgrund von Drogen und Alkohol gefährdet sind und aggressiv agieren. Für sogenannte nicht gruppenfähige Jugendliche war das die Alternative zum Jugendarrest. Also für Jugendliche, die so problematisch sind, dass sie in einer großen Gruppe nicht betreut werden können.
Was heißt das? Die Jugendlichen werden mobil in eigenem Wohnraum intensiv unterstützt. In den Stadtteilen verteilt. Mit einer „Eins-zu-eins-Betreuung“ bei hoher Stundenzahl, einem(r) Bezugsbetreuer(in), mit Rufbereitschaft, aber auch unterstützt durch ein Team. Es geht darum, die Jugendlichen nicht zu kriminalisieren. Das Konzept funktioniert. Bisher. Jetzt aber haben wir junge Flüchtlinge, vor allem aus Nordafrika, über die wir wenig wissen, mit denen Sozialarbeiter_innen Schwierigkeiten im Umgang haben. Weil die pädagogische Arbeit an Grenzen stößt. Es gibt Sprachprobleme, auch stehen sich Kulturen gegenüber. Und es fehlt an geschultem Personal und ein gutes psychosoziales Netzwerk. Dazu fehlt es an Wohnungen für diese jungen Flüchtlinge. Sie fast unbetreut in Hotels wie in Strom unterzubringen, geht gar nicht. Die Antwort darf niemals sein, diese Jugendlichen wegzusperren. So argumentiere ich und das ist auch die Haltung der etablierten freien Jugendhilfeträger.
Was ist mein Vorschlag? Ich meine: Halten wir an der mobilen Betreuung fest und entwickeln sie konzeptionell weiter für diese Gruppe. Mit einem speziell zugeschnitten Betreuungsmodell. Uns muss klar sein, dass wir in einer learning-by doing Phase sind. Da gibt es auch Rückschläge, aber die müssen wir aushalten. Wir sind in Bremen auf diese auffälligen jungen Flüchtlinge nicht vorbereitet. Deshalb verbietet sich Aktionismus, der populistisch ist und reinen Wahlkampfzwecken dient. Halten wir also auch an unserer humanistischen Pädagogik fest. Es war ein großer Verdienst, die mobile Betreuung anstelle des Jugendarrestes zu etablieren. Alles andere wäre ein gesellschaftlicher Rückschritt. Der für mich als Sozialpädagogin und Politikerin nicht vertretbar ist. Deswegen habe ich auch in der Grünen Fraktion gegen die Entscheidung gestimmt, eine geschlossene und/oder teilgeschlossene Einrichtung in Bremen aufzubauen. Es hätte uns Grünen gut getan, uns gegen den von Jens Böhrnsen angeschobenen SPD-Kurs zu positionieren.
Also: Wählt mich, am 10. Mai, mit Euren 5 Stimmen, Platz 31, Grüne Liste.
Eure Susanne Wendland
1 Comment
Liebe Susanne,
wohl wahr. Warum nicht an den bestehenden Strukturen festhalten, die auch funktioniert haben und jetzt nur weiter entwickelt werden müssen.
Ich finde deine Idee super!