Mein Neuanfang. Austritt bei den Grünen. Persönliche Erklärung.
Liebe Wähler*innen, Liebe Freund*innen, Liebe interessierte Menschen aus Vereinen, Initiativen, Aktionen und Verbänden,
in der Politik ist es wie im Leben. Es gibt kein Ende, nur einen Neuanfang. Den wage ich jetzt. Ich verlasse die Grünen. Lange Zeit habe ich mit mir gerungen, aber es gibt für mich keinen anderen Weg.
Ihr wisst, ich habe immer aus vollem Herzen heraus Grüne Politik vertreten. Kritisch, direkt, einfordernd und auch unbequem. Dafür erhalte ich Euren Zuspruch. Unterstützung und Beratung bekomme ich von vielen von Euch für meine inhaltliche und fachliche Politik, auch für idealistische Positionen.
Ich streite für eine progressive Sozialpolitik. Als unabhängige Abgeordnete bleibe ich dafür auch in Zukunft Eure Stimme im Parlament. Euer Rückhalt stärkt mich.
Zur grünen Partei bin ich gekommen, weil ich davon überzeugt war, dass sie verkrustete gesellschaftliche Strukturen aufbricht und Politik nah am Menschen macht. Nur: Die Politik der Grünen hat sich stark verändert, in Bremen und auch bundesweit. Für mich verlieren die Grünen immer mehr ihre linken Wurzeln und ihren progressiven Kampfgeist für eine gerechtere sozial-ökologische Politik. Stattdessen haben sie sich dem gesellschaftlichen Mainstream angepasst und sind froh darüber. Auch in Bremen bewegen sich Regierungsgrüne in einen kuscheligen Raum des Machterhalts.
Um diesen Machterhalt immer wieder aufs Neue zu stabilisieren, bleiben grüne Grundsätze auf der Strecke. Abweichende Meinungen werden im Regierungsalltag nicht respektiert. Immer mehr Angst bestimmt politisches Handeln. Das zeigt sich vielfach. Einige Beispiele dazu.
Grüne Grundsätze bleiben auf der Strecke
So wurde am unsinnigen Offshore Terminal festgehalten, der sich spätestens mit dem Zuschlag von Siemens für den Standort Cuxhaven weder ökonomisch noch ökologisch (u.a. Klage des BUNDs) rechtfertigen lässt. Das Oberverwaltungsgericht hat entschieden, dass der Baustopp bestehen bleibt. Begründung: Der Offshore Terminal rechnet sich nicht. Für mich eine Klatsche für die rotgrüne Regierung. Richter haben entschieden und nicht die Politik.
Schwerer noch wiegt für mich die Alibipolitik in der Armutsbekämpfung. Kernstück meiner grünen Sozialpolitik war, Armut nicht mehr nur im Nachhinein durch Sozialleistungen abzufedern sondern an ihren Wurzeln zu packen. Mir ging es darum, eine ressortübergreifende Armutspolitik für Grüne nach vorne zu bringen. Soziales, Bildung, Wirtschaft, Arbeit und Bau sollten gemeinsam Armut bekämpfen. Was für einen Augenblick erfolgreich schien.
Erfolgreich, weil viele dieses Thema für sich neu entdeckten, neugierig wurden und Fehler in der bisherigen Regierungsarbeit einstanden. Doch leider schloss sich dieses Fenster schnell. Ein ehrlicher innerparteilicher Diskurs wurde nicht entfacht, ein fundierter inhaltlicher Konsens nicht gefunden. Es gab keine strategische ernsthafte Auseinandersetzung. Ich musste erkennen, dass grüne Armutspolitik vor und im Wahlkampf 2015 dazu genutzt wurde, um sich persönlich zu profilieren. Grüne Armutspolitik verflachte.
Diese Alibipolitik schlug sich auch im Koalitionsvertrag nieder. Zur 18. Wahlperiode formulierten wir noch den Anspruch auf ein „übergreifendes Gesamtprogramm“. Für die 19. Wahlperiode deklarierten wir im Koalitionsvertrag nur noch den Willen, einen Armuts- und Reichtumsbericht zu verfassen. Selbst nach einem extra einberufenen parlamentarischen Armutsausschuss am Ende der 18. Wahlperiode wurde nicht gehandelt. Ein strategisch ausgerichtetes Programm zur Prävention und Bekämpfung von Armut fehlt bis heute. Kein grünroter Regierungswille war erkennbar, um gemeinsam mit allen im Parlament vertretenen demokratischen Parteien ein solches Armutsprogramm aktiv zu gestalten und finanzstark zu hinterlegen.
Diese verpasste Chance ist für mich politisches Versagen, das mir heute noch im Herzen weh tut. Vor allem für jeden vierten Menschen im Lande Bremen, der von Armut betroffen ist. Und für jedes dritte Kind.
Abweichende Meinungen werden nicht respektiert
Ein weiteres Beispiel ist die geschlossene Unterbringung für problematische Jugendliche aus Nordafrika. Hier habe ich besonders hart gekämpft.
Am Anfang stand ich in der Grünen Fraktion allein mit meiner Position. Fachliche und pädagogische Gründe sowie humanistische Überzeugungen sprachen für mich eindeutig gegen ein geschlossenes Heim. Meine Forderung war, Alternativen im Rahmen der Jugendhilfe zu schaffen. Intensivpädagogische Maßnahmen auszubauen, die mobile Hilfe ebenso wie eine zugeschnittene Straßensozialarbeit zu stärken. Denn: Diese Angebote und flexiblen Hilfen fehlten in der bremischen Trägerlandschaft.
Umso unerträglich, perfide und rassistisch war für mich die Forderung des ehemaligen Bürgermeisters Jens Böhrnsen, problematische Jugendliche aus Nordafrika einfach in einem Heim wegzusperren. Diesem populistischen Wahlkampfmanöver folgten auch die meisten Grünen, vor und nach der Wahl zur Bremischen Bürgerschaft im Mai 2015. Im Fokus stand der Machtanspruch. Angst bestimmte das politische Handeln.
Angst wird immer mehr zum politischen Ratgeber
Fachliche und juristische Argumente, Lehren aus der schwarzen Heimpädagogik, damals bekannt gewordene eklatante Vorkommnisse in geschlossenen Heimen der Jugendhilfe wurden weitestgehend ignoriert. Selbst dann noch, als auf einer Fachveranstaltung der Grünen Fraktion im November 2015 mehrheitlich von den eingeladenen Fachexperten eine geschlossene Unterbringung abgelehnt wurde. Absurd empfand ich danach die mehrheitliche Zustimmung für eine geschlossene Unterbringung in der Bremischen Bürgerschaft im Februar 2016. Abweichende Meinungen dazu wurden in der Grünen Fraktion nicht respektiert. Ich bekam zu spüren, wie es ist, wenn ich als Abgeordnete bei der Ausübung meines freien Mandats meinem Gewissen nicht mehr folgen kann. Ein grundgesetzlich verankertes Recht.
Am Ende (Februar 2017) hat sich die Grüne Fraktion und auch der Senat gegen den Bau eines geschlossenen Heimes im Blockland entschieden. Motiv des Handelns war Sachzwangpolitik. Zu teuer. Zu viele Millionen Euro, die für einen Bau draufgegangen wären. Auch waren viele der problematischen Jugendlichen aus Nordafrika zum größten Teil weitergezogen. Erfreulich ist hingegen, dass die von mir eingeforderten alternativen Maßnahmen im Umgang mit delinquenten Jugendlichen mittlerweile angeboten werden.
Für viele Grüne war meine Überzeugung, entschlossen gegen eine geschlossene Unterbringung zu kämpfen, nicht nachvollziehbar. „Kröten schlucken“, nannten es einige, zugunsten des Machterhalts. „Am Ende zählt nur das Ergebnis“, auch diese pragmatische Sicht galt unter grünen Realpolitikern als ausgemacht. Am Ende, sagten sie mir, sei meine Politik gegen die geschlossene Unterbringung doch erfolgreich gewesen. „Also, was soll’s?“ Und gerade in dieser Haltung sehe ich, wie schwammig Grüne Politik geworden ist. Den Verlust an Glaubwürdigkeit und Identifizierbarkeit. Wenig verwunderlich, dass das Licht der Grünen an Kraft verliert.
So geht es mir damit. Und so zeigt es sich für mich auch in der bundesweiten Entwicklung der Grünen Partei. Deutlich wird eine zunehmende Abkehr von ihrer einst stark sichtbaren humanitären Flüchtlingspolitik hin zu einer Asylpolitik, die in Deutschland integrierte Menschen in eine ungesicherte Zukunft abschiebt.
Bisher habe ich die Grünen als klassische Bürgerrechtspartei gesehen. Mehr und mehr erschüttern mich Grüne Funktionäre, die Ängste schüren und mit dem Thema der inneren Sicherheit den parteipolitischen Diskurs bestimmen. Deutlich wird dies am grünen Positionswechsel in Bremen, öffentliche Plätze (u.a. Domsheide, Marktplatz) immer mehr staatlich zu überwachen und ohne Verdacht Daten zu sammeln. Also: Individuelle Grund- und Freiheitsrechte werden zunehmend ausgehöhlt, vertreten und gefordert von Grünen.
Grüne haben ihre linken Wurzeln verloren
Das ist nicht mehr meine Partei, in der ich mich als grün-links Denkende aufgehoben fühle. In einer Partei, in der es möglich wurde, dass die grüne Bundesvorsitzende Simone Peter öffentlich von Grünen fertig gemacht wurde. Sie hatte die eigentlich selbstverständliche Frage nach der Verhältnismäßigkeit eines Polizeieinsatzes in der Silvesternacht 2016/2017 in Köln gestellt, als ca. 1.000 Personen aufgrund ihres Aussehens überprüft und teilweise festgenommen wurden. Personengruppen wurden aufgrund von Haar und Hautfarbe diskriminiert! Und Grüne haben tatsächlich dafür ihre Parteivorsitzende demontiert.
Dass sich die Grünen von ihren linken Wurzeln verabschiedet haben, zeigt sich nicht nur in ihrer inhaltlichen Ausrichtung, sondern auch in der Auswahl ihres Personals. Für mich spricht es eine deutliche Sprache, dass für die Bundestagswahl 2017 zwei Spitzenkandidaten nur aus dem Realo-Flügel zur Wahl stehen. Unterschiedliche inhaltliche Ausrichtungen werden öffentlich nicht mehr wahrnehmbar.
Für links-grüne Politik sehe ich besonders in Bremen keine Plattform. Es fehlt für mich ein tragfähiger Rückhalt, um progressive Sozialpolitik authentisch vertreten zu können.
Aus meiner Sicht befassen sich zu viele Grüne in Bremen mit einer Klientelpolitik. Sie ist weit entfernt von den eigentlichen Sorgen und Nöten der Menschen.
Und deshalb steckt Grüne Politik für mich in einer Sackgasse. Keine Visionen. Keine Strategie. Kein Agenda-Setting, um grüne Politik in Bremen neu aufzustellen. Um dieses ändern zu können, dafür sehe ich bei den Bremer Grünen keine Mehrheiten.
Eure Stimme im Parlament
Auch zukünftig werde ich eure Stimme im Parlament sein. Ohne den Austausch mit Euch geht es dabei nicht. Auch deshalb habt ihr mich gewählt. Euer Vertrauen trägt mich. Lieben Dank dafür.
Lasst uns auch in Zukunft im Gespräch bleiben, sei es auf einen zufälligen Plausch auf der Straße, per online Kommunikationen, auf einen Kaffee oder in Gesprächen in meinem Wohnzimmer. Jederzeit ist das möglich. Fühlt Euch dazu herzlich eingeladen. Ich bin gespannt auf Eure Rückmeldungen.
Eure Stimme im Parlament
Eure Susanne Wendland
P.S. In Zeiten von Fake-News hätte ich gerne noch die Quellen angegeben, aber darüber können wir auch reden. Wenn ihr mögt, leitet dieses Schreiben gerne weiter.
Kontakt:
SusanneWendland.MdBB@posteo.de
27 Comments
Vielen Dank für die ehrlichen Worte. Vielen Dank für den Mut, konsequent für die eigenen Ansichten auch einzustehen. Vielen Dank für das Rückgrat, das vielen Politikern immer mehr abhanden kommt. Danke für Glaubwürdigkeit und das Einstehen für Werte.
Als Nicht-Grüner möchte ich nicht zu sehr auf die einzelnen Punkte eingehen, aber die Sicherheitskonferenz hat auch gezeigt, dass Sie mit Ihren Ansichten zum Glück nicht alleine stehen – vielleicht ist das ein Trost, vielleicht wird es aus all den Unzufriedenen bald die „alten Grünen“ wiedergeben, die unsere Parteienlandschaft und Deutschland(!) so schmerzlich vermisst. Letzten Endes sind Abgeordnete ihrem Gewissen gegenüber verantwortlich und nicht der Partei, das ist eine Chance.
Daher viel Kraft und Durchhaltevermögen für die nächsten Wochen.
Respektvolle und sozialliberale Grüße,
Sebastian
Sehr gute Entscheidung. Wir Piraten stehen für genau die Werte die du auch vertrittst. Ein BGE, Nachhaltigkeit, Pazifismus und progressive Problemlösungen etc. Wir sollten uns nicht in rechts oder links aufspalten lassen, denn wir stehen für Vorne und die derzeit regierenden für Hinten.
Egal in welcher Form du in der Zukunft für die Menschen da bist, meinen Dank hast du schon jetzt.
Liebe Susanne, das ist mehr als verständlich. Danke für den Beitrag und die kompromisslosen Worte – du sprichst mir und den vielen enttäuschten ex-Grünen aus der Seele. Für deine Zukunft und das nächste Projekt wünsche ich dir alles Gute – und hoffe von Herzen, dass du der aktiven Politik noch lange erhalten bleibst. Menschen wie Dich braucht die Politik gerade dringend.
Meine Antwort an @NlF
Mein Rat: Trete lieber aus, wenn du dich nicht mal traust, deine Meinung öffentlich zu sagen. Sagt das nicht alles, über den Zustand der grünen Partei?
Danke. Vielleicht hilft es den Grünen.
Oh ja, dass interessiert mich, was du so machst, lieber Jörg.
Schreib mir doch einfach an SusanneWendland.mdbb@posteo.de
Danke. Danke. Danke, Axel. Nur, sie rütteln wahrscheinlich nicht auf.
Nein, ich stehe ganz fest in meiner Entscheidung. Und danke für den Zuspruch!
Lieben Dank auch für deine Unterstützung. Ich teile jedes deiner Worte, liebe Carola. Bis bald mal, in B’heaven!
Wirklich viele Ex-Grüne, die sich melden, unter anderen du, lieber Joachim. Manchmal denke ich, Wir könnten alle zusammen neu durchstarten? Nun, es freut mich, dass du bei den Piraten einen neuen Platz für dich gefunden hast. Kraft kann ich gut gebrauchen, nehme ich und danke dir dafür.
Danke für deine Unterstützung!
Lieber Jochen,
ganz herzlichen Dank für deine Soli-Grüße. Sie tun mir gut und trägen mich mit durch die Wogen.
Ich verstehe nur zu gut deinen Wunsch, denn er war auch lange meine Sehnsucht, grün.links.denken und handeln zu können.
Nur dafür sind wir hier leider viel zu wenige. Für mich bleibt dieser Wunschtraum, weil ich mal mit dieser Überzeugung in die Partei eingetreten war.
Venceremos,
Susanne*
Liebe Susanne, eine mutige, gut durchdachte Entscheidung, die vor dir in Bremerhaven ja auch schon einige “Alt-Grüne” getroffen haben, Es ist mutig, sich von einer Partei zu distanzieren, die vorgibt und sicherlich auch in vielen Bereichen real die Interessen der Betroffennen, der BürgerInnen, der Bürgerinitiativen vertritt( es gibt da auch einige von mir sehr geschätzte Grüne), die aber in leider wichtigen Bereichen doch ihre grünen Wurzeln vergessen hat – Beispiele im land Bremen hast du zu genüge ausgeführt – ich wünsche mir, dass du nun die Basisdemokratie, die Berücksichtigung deiner WählerInnen besser umsetzen kannst. Ich wünsche mir aber auch, dass die wenigen Grünen, die auch dieses Ideal politischen Handelns für die von der Gesellschaft Benachteiligten, Abgehängften, Unterdrückten noch haben und zu verwiurklichen suchen, die Grüne Partei wieder zu ihren Wurzeln, ihren Idealen, ihren Grundpositionen, für die sie sich mal organisiert und gegründet haben, bewegen!!! Wir brauchen eine wirklich Linke und wirklich Grüne Partrei!!!
Ich verneige mich für diese sehr konsequent-mutige Entscheidung.
Danke!
Als Ex-Grüner und sozial engagierter Mensch verstehe ich sehr gut, warum du diesen Schritt machtest. Ich für meinen Teil habe mich vor einiger Zeit entschieden, bei den Piraten für meine Positionen zu werben. Und ja, das geht sehr gut, seit die Trolle fort sind. Machterhalt ist eben nicht unser Priorität, sondern Bürgernähe und Transparenz, wie etwa hier in Schleswig-Holstein. Auch wenn die Umfragen nicht gut sind – es ist eine Frage der Überzeugung und politischer Inhalte, weiter zu machen. Ich wünsche dir alles Gute und Kraft, duch nicht zu verbiegen.
Hey Susanne, ich kann Deinen Argumenten voll und ganz folgen und verstehe warum Dz nicht mehr Mitglied dieser Partei sein kannst. Auch mir fiel es zunehmend schwerer. Bedauerlicherweise suchen aber weder Grüne aus der Fraktion noch aus dem Landesvorstand zu kritischen Stimmen und Haltungen das persönliche Gespräch. Selbst nach so einem Schritt wie dem Austritt aus der Partei wird die Zeit ausgesessen. Reflexion des eigenen Handelns, ein gewisses Maß an Selbstkritik sind Fremdworte. Es wird weiter gemacht wie bisher. Wichtig ist nur den eigenen Status Quo zu halten, möglichst in die nächste Wahl rein. Die Grünen sind sehr biegsam geworden. Ich wünsche Dir Kraft und Energie und weiterhin den Rückhalt bei Deinen Wählern. Bleib wie Du bist. Carola
Liebe Susanne,
Schade, dass es auf deiner Seite nicht möglich ist, ohne falsche Mail-Adresse anonym zu kommentieren – du weißt ja, wie in Teilen deiner alten Partei inzwischen der Umgangston ist, und so leid es mir tut, aber viele “linke“ Grüne (eine Gruppe zu der ich mich rein nach vielen meiner Ansichten im übrigen auch zählen müsste) sind im nicht-akzeptieren anderer Meinungen, dass du ja in der Fraktion nicht völlig zu unrecht kritisierst, durchaus erprobt. Und wenn ich meine Meinung zu deinem Austritt unter Klarnamen schreiben würde, dann dürfte ich mich wohl auf die ein oder andere Reaktion gefasst machen. Nun lebe ich aber, anders als du zum Beispiel, nicht von Politik. Dass ich mich politisch engagiere ist ausschließlich Ehrenamt und ich habe keine Lust, mich wegen meiner Meinung zu etwas, dass noch nicht mal inhaltlich ist, beschimpfen zu lassen und bevorzuge es anonym zu bleiben… Nur so viel sei gesagt, ich bin Mitglied der Grünen, aber kein Funktionär und ja, wir haben schon miteinander gesprochen aber nein, wir kennen uns nicht allzu gut.
Meine Kritik meine ich trotzdem ernst, ob du sie von einem anonymen Absender ernst nimmst bleibt dir überlassen. Real ist sie jedenfalls.
PS: Bevor mir nachgesagt wird ich wäre ein Nachrücker auf der Liste oder so: Nein, bin ich nicht. Ich weiß nicht mal wer jetzt nachrücken würde. Ist mir auch egal. Von mir aus könntest auch du, Susanne, wieder rein in die Fraktion und da neu anfangen, denn ich mag dich als Mensch und deine inhaltlichen Ansichten nach wie vor – ich finde es einfach nur nicht gut und nicht unterstützenswert dass dein Schritt schon wieder Grün und die Koalition schwächt. Und schon wieder das Vertrauen einiger Wähler darein, auch zu kriegen was man gewählt hat. Ich für meinen Teil werde nächstes mal Liste stimmen – dann habe ich wenigstens nicht wieder direkt geholfen, wenn ein paar Stimmen die für Grün gedacht waren abtrünnig werden…
@NlF, Schade, dass du dich nicht mal mit einem Namen zu erkennen gibst. Keine Anrede nutzt. Und deine Email-Adresse in meinem Mailprogramme, auf dem automatisch alle Kommentare lande, nur numerische Zahlen angibt.
Hm. Bei den Grünen auszutreten ist dein gutes Recht, und ich verstehe irgendwie wieso du es getan hast. Für falsch halte ich es trotzdem, denn wem genau hilfst du jetzt damit? Du redest davon die Grünen seien nicht nah genug an den echten Problemen der Menschen, aber immerhin sind sie zurzeit ein Teil der Regierung, und ich habe sie durchaus gewählt, mit einer Stimme auch dich gewählt, um genau das zu sein, nämlich Regierung! Jetzt bist du also raus aus der Fraktion und willst “unsere Stimme“ bleiben? Das warst du für mich als Teil der Fraktion, als eine Stimme in einer Regierungsfraktion, die trotz aller Widrigkeiten ernst genommen wurde! Ich empfinde es als unehrlich und kontraproduktiv jetzt aus-, aber nicht zurückzutreten… Dafür habe ich dich nicht gewählt, hätte ich linke Kritik von der Oppositionsbank gewollt hätte ich links gewählt. Wollte ich aber nicht, sondern lieber auch mal wirklich ein kleines Ergebnis… Schade, dass du den internen Weg nicht zu Ende gehen wolltest. Aber dann sei wenigstens konsequent und tritt zurück.
Hauptsache, Sie geben nicht auf Drängeln und Drängen von Grünen Ihr Bürgerschaftsmandat auf. Es werden einige “Grüne” an Ihrer Tür kratzen, weil sie jetzt nachrücken wollen.
Ehrliche Worte aber die Grünen die ich Anfang 80 gewählt habe,haben schon im Jugoslawienkrieg(Bomben schmeißen) und mit der Agenda 2010 sowas von verloren
Sehr gut Susi, es tut gut so eine Kritik zu lesen. In der Hoffnung, dass sie aufrüttelt !! Dir weiterhin viel Glück🍀
Wir werden immer mehr, wir Ex-Grünen, die mal leidenschaftliche Grüne waren. Und so gut wie alle aus ähnlichen Gründen.
Ich habe eine neue politische Heimat gefunden – wenn es Dich interessiert: melde dich.
@Karl Heinz, das haben Sie völlig falsch gelesen: Ich finde es übel dass Frauen wie Susanne austreten, habe dafür ( für den Austritt) aber Verständnis, da sich nicht wenige der Grünen Spitze “Grün” FDP mäßig verhalten und dies auch noch nach Rausschmiß der FDP aus dem Bundestag -als Alternative zum Wegfall des Kernthemas Atomaustieg- ganz offen forcierten.. Liberal auf der einen Seite, aber ebenso Neoliberal. Dafür gibt es aber mit Linders FDP das Original. Besonders bzgl. der Lobbyarbeit für die unregulierte Digital Industrie haben sich die Grünen mit viel Lobbyspeech zugemüllt. Dafür wurden zunächst Künstler und Kreative ( bis 2011 treue Stammwähler) in den Arsch getreten, und folgend keine Emphatie für die Ängste und Sorgen der Bevölkerung bzgl Digitalisierung gezeigt. Stattdessen floss der Nonsens Lobby speech zu Start Ups – Breitbandausbau – Unregulierten Netz und “Fortschritt” eins zu eins in Parteiprogramme ein. Nun fehlen die Wähler, den im Gegensatz zur internen Wahrnehmung ( das war schon bei der unsäglichen Anbiederung an die “Piraten” falsch) bedienen die Grünen Digital Freaks eine Kleinklientel von Lobyisten. Wähler wünschen sich jedoch sozialen Schutz einer Welt, in der einzelne kaum mehr gegenüber neoliberlaen globalen Akteuren geschützt werden.
Respekt für diese Erklärung. Was mich wundert ist das Herr Freundlich gleich in seinem Kommentar anbietet zur FDP überzulaufen. Er hat wohl Deine Erklärung zum verlassen der Grünen nicht verstanden.
Das was Du geschrieben hast passt ganz und garnicht zur neoliberalen Politik der FDP
Wow, Respekt für diese Klarheit.
wie richtig……..Alibipolitik in der Armutsbekämpfung. …. Susanne Wendland fasst vieles an Kritik die auch ich habe, sehr in meinen Sinne zusammen. Aber zum Austritt gibt es eine “Prickle in the Ass ” Alternative. Das bedeutet zwar einerseits ( wie Susanne Wendland völlig ebenso richtig beschreibt) dass man intern exakt 0 Chancen auf Mandate hat, aber andererseits kann man inhaltlich dennoch einiges bewirken, auch wenn das regelmäßig zu Schnappatmung bei den Regierungsgeilen Mitläufern in den oberen Etagen der Partei führt.Klappt aber, rein inhaltlich betrachtet, dennoch ganz gut. Ich frage mich aber auch, wieso sich die ernstzunehmenden Sozialpolitiker intern nicht vernetzen können. Es ist viel zu kleinteilig, die ganz großen Probleme und Ängste der Bevölkerung werden gar nicht erfasst. Aus diesen Grund gibt es für die Wähler auch keinen Grund die Grünen zu wählen. Für diese Wähler bietet Linders FDP, mit den Mix aus Liberalität und Neoliberaität, die bessere Alternative.